Episode 36 – Erinnerungsstücke

Shownotes

  • Kommetare und Feedback
  • Erinnerungsstücke:
    • Erinnerungen können durch alle Sinne getriggert werden
    • Musik als Erinnerungsstück
    • hauptsächlich aber Gegenstände zur Erinnerung
      • Die Einen besitzen mehr, die anderen weniger
      • Gegenstände als Zeitkapseln
      • Musik auf Datenträgern vs. Streaming
    • Retro:
      • Musik / verschiedene Tonträger
        • Vinyl / Kassette / MiniDisc
      • Alte Computer und Spielekonsolen

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Minimalismus Podcast – Daniel – Michael

Aufnahme, Schnitt und Nachbearbeitung, Upload und Shownotes by Daniel

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5 thoughts on “Episode 36 – Erinnerungsstücke”

  1. Hallo ihr zwei,

    das war ja mal ein etwas anderer Podcast. Anders, weil ich doch sehr erstaunt war, was gerade Daniel so erzählt hat. Ohne es jetzt sicher sagen zu können, meine ich aber, dass ihr in einem älteren Podcast über das Thema auch schon mal anders gesprochen habt. (Asche auf mein Haupt, wenn ich das jetzt verwechsle, denn ich habe in den letzten Jahre so viel zu dem Thema gelesen)
    Aber wart es nicht ihr die seinerzeit nicht zum Thema Ausmisten sagtet, man brauche den Gegenstand nicht und zur Not tut es auch ein Foto desselben? Zumindest habe ich Daniels Kiste in dem Zusammenhang nicht in Erinnerung.

    Persönlich halte ich es da eher wie Michael. Ich hatte selbst aus meiner Jugend allerhand Krempel den ich aufbewahrt habe. Andenken aus dem Urlaub, auch so ein paar Mineralien, Postkarten, alte Schulunterlagen, Erbstücke ohne Nutzen die man einfach nur hübsch fand und auch besagte Uhr vom Opa.
    Das meiste habe ich schon beim ersten Umzug vor Jahren entsorgt und es bis heute nicht bereut. Der Rest kam dann später weg.

    Sicher triggern Gegenstände, Musik oder andere Dinge unsere Erinnerung, dazu muss ich aber die Gegenstände nicht besitzen. Da reicht es auch, wenn ich den Gegenstand irgendwo anders sehe oder nur darüber gesprochen wird. Letztlich will ich aber auch mal die Frage in den Raum stellen wie wichtig Erinnerungen sind oder ob man sich wirklich an alles erinnern muss. Um Michael zu widersprechen, ich habe die erste Staffel Big Brother nicht gesehen und wüsste auch nicht, wozu ich heute wissen sollte, wer sich da damals vor der Kamera so alles prostituiert hat. Meiner Meinung nach sind das recht entbehrliche Erinnerungen, mit denen ich nicht meine Wohnung füllen wollte.
    Klar ist es mal lustig in alten PC-Zeitschriften zu blättern und zu sehen was damals der 1 MB Speicherriegel gekostet hat, aber deswegen muss ich ja zuhause kein Archiv betreiben.

    Bei dir Daniel habe ich beim Zuhören den Eindruck, dass du irgendwie sehr in der Vergangenheit verhaftet zu sein scheinst. So irgendwie nach dem Motto früher war alles besser.
    Sicherlich ist heute auch nicht alles besser, ich kaufe meine Musik auch meist noch auf CD oder mal als DRM-freien Flac-Download, falls verfügbar. CDs werden dann konvertiert. Das ganze aber eher aus ökonomischen gründen, da es für mich unterm Strich einfach günstiger ist bei den paar Alben die ich im Jahr kaufe und da ich meist eher bewusst Musik höre und nicht als Nebenbeiberieselung. Da ist Streaming unter dem Stich teuer, dennoch liegt meine gesamte Musik auch in der iTunes Cloud und ist daher für mich jederzeit verfügbar.
    Übrigens kann man auch moderne Geräte wunderbar blind bedienen. Ein gutes Beispiel ist die Kopfhörerfernbedienung am iPhone. Dort kann ich alle Basisfunktionen sehr einfach ausführen, ohne hinzusehen.
    Bedienung im Dunklen ist aber auch etwas obsolet, muss man sagen. Seitdem die Geräte leuchtende Displays haben, ist die Notwendigkeit einfach weggefallen.

    Tja ich bin jetzt ein im nicht all zu Ernst gemeinten Sinne verstört. Ich hätte nicht gedacht, dass Daniel noch so viel Krempel hat, kann seine Faszination dafür aber auch in gewisser weise nachvollziehen. Auch bei mir regt sich auch heute noch das Habenwollengefühl, wenn ich irgendwelchen Kram sehe der mich interessiert und so war ich auch kurz davor mir einen Retrogameng-PC zu bauen, um alte Spiele darauf zu spielen.
    Ich habe mich dann aber bewusst dagegen entscheiden in Elektroschrott zu investieren, da es nüchtern betrachtet einfach quatsch ist. Heute gibt es für nahezu jede Plattform sehr gute Emulatoren die den gleichen Zweck erfüllen. Zudem habe ich festgestellt, dass es manchmal ganz gut ist die Vergangenheit dort zu lassen wo sie ist und die schönen Erinnerungen zu behalten. Das Spiel mit damaliger high end Grafik auf dem C64 wirkt halt heute nicht mehr so toll und man fragt sich wie man aus dem Pixelbrei überhaupt was erkennen konnte.
    Alles hatte mal seine Zeit und vieles was man als Kind oder Jugendlicher toll fand ist dann bei erneuter Betrachtung doch eher ernüchternd.

    Über das Thema könnte man noch so viel schreiben, aber jetzt ist der Kommentar schon wieder viel länger geworden als geplant. Vielleicht noch generell zum Thema Retro. Ich finde das ganz nett aber für mich ist das reine Liebhaberei ohne tatsächlichen Mehrwert.
    Minidisk ist genauso tot, wenn sie überhaupt mal richtig gelebt hat, wie die Audio- oder Videokassette.
    Vinyl ist gerade wieder im Trend und Junge Leute fotografieren wieder auf Film. Die Gattung des Hipsters macht es möglich.

    Secondhand für Männer gibt es übriges nicht, weil Männer in der Regel ihr Zeug tragen, bis es kaputt ist und auch erst dann was neues kaufen.

    In diesem Sinne zwei schöne Wochen
    Chris

  2. Hallo ihr Zwei,

    Ich fand die Folge sehr interessant, zumal ich beim Aufräumen am Samstag zuvor etwas passendes dazu gefunden hatte.
    Ganz hinten im Schrank entdeckte ich eine Kiste aus alten Tagen, in der ich Briefe meiner damaligen Jugendfreunde aufbewahrte, die ich bislang noch nicht weggeschmissen hatte und die wirklich bereits viele Umzüge mitgemacht hatten.
    Natürlich habe ich einen Blick in diese Kiste geworfen und einige der Briefe gelesen.
    Ach ne, war das schön…
    Ein Brief war dabei, in dem mir der Skilehrer, in den ich mich mit 17 Jahren im Urlaub verliebt hatte und mit dem ich Jahre lang noch Kontakt und ihn besucht hatte, geschrieben hat, dass und wie sein Vater bei einem Unglück ums Leben gekommen war.
    Bei dem Blick auf das Datum stockte ich ein bisschen, denn nun im August jährte sich dieses Ereignis 30 Jahre!
    Aber nicht nur aus diesem Grund… diese Briefe kann ich nicht entsorgen, auch nicht wenn ich sie digitalisieren würde.
    Da Daniel in eurer Folge auf Kasetten kam, fiel mir auch meine Kiste mit Kasetten ein, die genau wie die Briefe, meine diversen Umzüge mitgemacht hatten.
    Einige sind sicher dabei, auf die ich gut verzichten kann. Die Kinderliederkasetten, die meine Tochter gehört hat, als sie klein war, verwahre ich allerdings auf. Dies hat sich aber spätestens bei ihrem Auszug erledigt, dann würde ich sie ihr nämlich mitgeben.
    Eine Kassette ist mir dabei auch in die Hände gefallen, die ich nie entsorgen würde:
    Ich hatte im Jugendalter einen Freund, der ein paar Jahre älter und bereits volljährig war. Er war der Bruder meiner Schulfreundin, den ich kennengelernt hatte als ich sie besucht habe.
    Wir haben uns danach immer heimlich getroffen, meine Eltern wären ausgeflippt!
    Dadurch haben wir uns nicht so oft gesehen, haben uns aber über die Schwester Briefe und Kassetten zukommen lassen. Auf den Kassetten haben wir uns gegenseitig von unserem Leben erzählt, Liebeslieder aufgenommen und unsere Liebe beteuert.
    Als ich diese Kassette am Sonntag gehört habe, war ich plötzlich wieder 15 Jahre alt!

    Ich kann es also gut verstehen, wenn man einige Sachen wirklich über Jahrzehnte aufbewahren möchte und das hat für mich nichts damit zu tun in der Vergangenheit zu leben.
    In diesem Sinne wünsche ich eine gute Zeit und alles Gute!

  3. Servus ihr beiden
    Ja auso erstmal muss ich nachfragen habe ich dass in der letzten Folge richtig gehört die minimalkon die aus den großen jahrestreffen entstanden ist die Michael ursprünglich ins leben gerufen hat.
    Auso die Tickets dafür seien schon ausverkauft. ?
    Findet das ganze jetzt schon in einer angemieteten Halle stad und wieviele kommen da , wenn die Tickets schon ausverkauft sind.
    Auso dass wäre ja ne enorme steigerung in den paar jahren.

    So zum zweiten
    Erinnerungsstücke, auso es hat mich doch gewundert das Daniel noch soviel Zeug hat.
    Es ist doch immer wieder faszinierend wie unterschiedlich die Leute an das Thema minimalismus ran gehen.
    Auso jetzt nicht falsch verstehen, wir wissen natürlich alle das dass hier kein Wettbewerb ist und jeweils eine sehr persönliche und individuelle Sache.

    .(…..gab ja schon beim Kommentar von mir zum Thema Umzug mit Pkw en ganz schönen Wirbel. Allerdings wohne ich derzeit wirklich in einer kleinen Wohnung die möbliert vermietet wird und ich besitze selber nur ein altes sofa und eine Matratze mit der ich derzeit aufm Boden schlafe.
    …..Diese Matratze und das Sofa sind schon so alt das ich Sie bei einem Umzug derzeit nicht mehr mitnehmen würde.
    Daher ist der Umzug bei mir mit einem Pkw möglich.
    Dazu muss ich noch sagen ich neige zu extreme und mein Endziel isg es als Rentner mal so frei zu sein wie. Joachim aus Berlin folge 15.
    Und ich besitze derzeit auch nur noch etwa 150 bis 200 Gegenstände.
    ……………..aber ich gehe arbeiten habe genug Stühle und sgar einen Tisch um Gäste zu empfangen auso ich lebe ein normales leben , weil ihr ja mal meintet dass jemand der weinger als Michael Besitz kein normales Leben führen kann.
    Doch dass geht ……….wobei mir schon klar ist dass ihr für alle diesen podcast macht und ich mich eher schon im unteren extrem von minimalismus bewege.)

    Aber wie gesagt das ist ja kein Wettbewerb.
    Und ich finde euch beide und den podcast so super inspirierend, informiertiv, und höre euch wahnsinnig gerne.

    ………ach ja wollte ja zum Thema Erinnerungsstücke und den Umgang damit was sagen.
    Auso ich bin seit Anfang 2015 minimalist und mir war nach einem Jahr eigentlich schon klar (natürlich ist es ein längerer prozess nach und nach gewesen ) .
    Das ich mich auch von Erinnerungsstücken befreien will , muss um ganz frei zu werden.

    Kurzum ich besitze keine Erinnerungsstücke mehr.
    Ich habe bestimmte Musik und Bilder digital ( mehrfache Sicherheitskopien und cloud ) .
    Das wars ich habe sgar meinen Geburtsteller aus Zinn in dem Name Geburtsdatum und Uhrzeit der Geburt eingraviert sind weggegeben.
    Ich besitze nicht einen physischen Gegenstand mehr mit dem ich Emotionen verbinde und fühle mich absolut frei . Die Bude könnte abfackeln wäre mir egal.
    ( Zeugnisse habe ich kopiert auch noch einen ordner bei meinen Eltern und eingescannt )

    Bei zwei Gegenständen fiel es mir ehrlich gesagt doch schwer sie wegzugeben.
    Aber das habe ich mittlerweile verwunden und heute macht es mir nichts mehr.
    Die totale Freiheit in dieser Hinsicht zu erlangen wsr mir wichtiger.
    Erinnerungen und erinnerungshilfen in vorm von Fotos bleiben ja.
    Wobei ich mich in letzter zeit eh darum bemühe mehr im hier und jetzt zu leben und nicht mehr so oft zurück blicke.

    Alles im leben hst seine zeit und irgendwann müsste man sich eh davon trennen und wenn das noch zu Lebzeiten ist unfreiwillig tut es weh,……..das kann mir nicht mehr passieren.

    Eigentlich ist es klar das man ein Kapitel auch mal abschließen muß um ein neues anfangen zu können.

    Und ein tibetisches Sprichwort sagt. Alles was du aufgebaut hast wird zerfallen und alles was du angeheuft hast wird in alle Winde zerstreut werden .

    Und genauso ist es wenn man stirbt.

    In 90% aller Fälle nehmen die Erben das Geld, den Schmuck , ein paar Fotos und der rest landet in einem großen Container. ….auso Müll.

    Machts gut ihr beiden .
    Freue mich schon auf die nächste Folge

    Ps ihr könntet mal wieder einen Gast einladen, das habt ihr früher doch öfters gemacht.

    Mhg markus buntz
    Minimalist Baden Württemberg
    Geislingen an der Steige

  4. Hallo zusammen,

    Erstmal muss ich absolut widersprechen. Retrospiele sind nichts rein Männliches. Wäre ich nicht so empört über diese Aussage gewesen, hätte ich nie kommentiert 😉 Ich habe noch mein altes SNES mit meinen damaligen Lieblingsspielen, meine PS1 habe ich weggegeben als die PS2 einzog (man kann die Spiele ja zum Glück auf der PS2 spielen) und auch meinen GBA habe ich noch (den GBC habe ich aus den gleichen Gründen wie die PS1 aussortiert). Tatsächlich habe ich auch noch eine alte TV-Video-Kombination, die auf dem kleinen Schränkchen mit den o. g. Elektronikartikeln steht. Ja, ich bin Retrospielerin. Und Emulatoren am PC sind alleine wegen der Steuerung für mich keine Alternative.

    Was mich sehr wundert ist, dass ihr kaum Gegenstände „natürlich“ hinübergerettet habt. Zum Beispiel Tastentelefone. Ich besitze schlicht eins, weil es noch funktioniert und ich mir kein Neues anschaffen musste. CD-Player: Ich habe Weihnachten 2000 (mit 9) eine kleine Kompaktanlage bekommen mit CD, Radio und Kassettendeck. Seitdem habe ich mit nichts Neues in dem Bereich besorgt, weil es noch wunderbar funktioniert. Bei euch hört sich das so Retro an, dass ich mir wie ein Dinosaurier vorkomme. Ich weiß, dass sich das nach sammeln und horten anhört, aber dafür kommt eben nichts nach. Ich habe keinen Spotify-Account, kein Internetradio, kein Smartphone und keine Musikbox. Einen USB-Stick habe ich allerdings 😉

    An Kassetten mag ich übrigens, dass man problemlos beim Hören einschlafen kann. Man braucht keinen Sleep Modus, hat eine überschaubare Laufzeit (eine Seite ca. 40-45 Minuten) und wenn sie zu Ende ist, geht das ganze Ding einfach aus. Wenn man will, kann man noch die Seiten wechseln.

    Auch ich habe eine Erinnerungskiste (großer Schuhkarton), allerdings sortiere ich die regelmäßig aus. Sonst versuche ich, den Erinnerungsstücken eine Funktion zu erhalten. Meinen (einzigen) Stiftehalter habe ich beispielsweise zu meiner Kindergartenabschlussfeier bekommen. Ja, er ist mit einem Bärchen drauf, aber das ist wohl dasselbe wie mit Daniel und der Uhr seiner Großeltern. Es ist mir egal, ob es uncool ist. Ich finde es übrigens sehr sympathisch, dass ihr diesbezüglich unterschiedliche Meinungen habt.

    Ich glaube, meine größte „Erinnerungssünde“ sind einige Bücher. Ich lese Bücher oft mehrmals, daher habe ich auch doch noch einige (auch wenn ich die meisten weitergebe). Manche Bücher finde ich gar nicht so gut, aber sobald ich sie aufschlage bin ich wieder Teenager. Wolfgang Hohlbeins „Die Heldenmutter“ ist so ein Buch. Es war mein erstes Fantasy-Buch für Erwachsene und es erinnert mich sowohl an meine beste Freundin aus der Unterstufe, die es mir geliehen hat, bevor ich es selbst gekauft habe, als auch an die Situationen, in denen ich es gelesen habe. In der Schule, im Tierpark, im Bus… Seitdem habe ich viele bessere Fantasyromane gelesen, aber dennoch nehme ich es zur Hand und lese es ab und zu. Ich kann mir auch nicht vorstellen, es durch ein Ebook zu ersetzen. Da würden Flecken fehlen, die Leserillen und die mit Tesa geflickte Stelle im Einband.

    Zu Markus: Was ist, wenn man gar kein neues Kapitel anfangen möchte? Es gibt Bücher, die ohne Kapitel auskommen. Und Kapitel bauen aufeinander auf. Ich kann es nachvollziehen, dass es Freiheit geben kann, den physischen Ballast nicht mehr mit sich zu führen. Vermutlich hast Du auch ganz persönliche Gründe dafür, dass Du nichts an gegenständlichen Erinnerungen haben möchtest. Aber es kann genauso frei machen, wenn man weiß, dass irgendwo noch eine kleine Kiste ist mit Erinnerungsstücken, die man in die Hand nehmen kann. Natürlich kann die Kiste verloren gehen und ich wäre traurig. Natürlich landet sie im Müll, wenn ich sterbe. Vielleicht wird es aber auch eine Kiste, die ich später mit meinen Kindern durchgehe und bei der ich ihnen von meiner Jugend erzähle. Das diese Möglichkeit existiert und einen festen Ort hat, beruhigt und führt dazu, dass ich Anderes leichter loslassen kann – sowohl psychisch als auch physisch. Es hilft, (für mich) Wichtiges von Unwichtigem zu unterschieden. Und das ist für mich einer der Kernaspekte von Minimalismus.

    Liebe Grüße

    Janine

  5. Hallo zusammen,

    ich finde es schön zu sehen, wie unterschiedlich Minimalismus allein schon bei euch beiden ist.

    Ich persönlich habe es nicht (mehr) so mit Erinnerungsstücken. Als ich angefangen habe zu reisen, war das noch ganz anders. Aber irgendwo hat alles seine Grenzen und ich habe gemerkt, dass Nomadenleben und diverse Residenzen, wo ich all die Erinnerungsstücke horte, gleichzeitig schwierig aufrechtzuerhalten sind. Das verursacht ja alles laufende Kosten und jede Menge Verantwortung. Und letztlich ist es wie bei Kleidung: Ich kann nur an einem Ort gleichzeitig wohnen.

    Entsprechend habe ich mich von ganz viel Erinnerungsstücken getrennt, denn mein Gedächtnis funktioniert auch ohne sie ganz gut und wenn ich sie immer wieder in die Hand nehmen würde, um mich zu erinnern, käme ich ja zu nichts anderem mehr.

    Das gilt übrigens auch für Fotos, weshalb ich bei jedem Durchschauen auch wieder aussortiere. Bei manchen Bildern merkt man einfach, dass sie nicht mehr das auslösen, was man sich beim Fotografieren erhofft hatte. Und genauso halte ich es mit meiner Erinnerungskiste. Die haben mir meine Eltern zum 18. Geburtstag geschenkt. Und ich schaue da ganz gerne mal wieder rein, am liebsten mit Freunden. Ab und an gebe ich auch etwas Neues dazu. Aber die Kiste ist an sich voll. Folglich muss etwas anderes dann dafür weichen.

    Und dann fallen mir in dem Zusammenhang noch Erinnerungs-T-Shirts ein. Grauenhaft! Irgendwie ist es so ein Ding, dass man für bestimmte Sache ein Erinnerungs-Shirt bekommt. Abitur, Armee, Vereinsmitgliedschaft, Freiwilligendienste, Junggesellenabschiede, Austauschsemester und so weiter und so fort. Manchmal dienen sie auch als Uniform für eine bestimmte Zeit und danach? Nie wieder angezogen. Freilich nicht. Passt ja auch gar nicht zu meinem Kleidungsstil und oft sind sie auch richtig hässlich. Ich habe jetzt angefangen, sie als Schlafshirts zu verwenden, wenn es kälter ist, obwohl ich normal nackt schlafe, nur damit ich sie nicht ungenutzt wegwerfe. Denn jemand anderes kann damit ja auch nichts anfangen.

    Und dann noch zu der Beziehungsfrage im Podacst: Ja, das ist richtig, wir führen eine Fernbeziehung. Und das ist nicht die einzige Eigenheit. Eigentlich wollte ich dazu mal einen eigenen Beitrag schreiben, denn in puncto Beziehungen und wie sie wahrgenommen werden, gibt es einiges zu sagen. Momentan ist der Wechsel zwecks Aufenthalt teils auch studienbedingt, weil wir in Deutschland bzw. Israel studieren. Sprich: Während der Vorlesungszeit liegen 3000km zwischen uns, in den Semesterferien verbringen wir möglichst viel Zeit zusammen. An sich ist schon geplant, dass wir eines Tages zusammenziehen. Wahrscheinlich wird das weder Deutschland, noch Israel werden, weil wir beide auf Dauer nicht ins unseren Heimatländern bleiben wollen. Damit ist es aber nicht getan. Einerseits müssen wir schauen, wie sich das in Zukunft entwickelt, denn wir kennen ja quasi den Zustand einer Nahbeziehung nicht, weil wir, wenn wir physisch zusammen sind, die sonstige Distanz kompensieren. Zweitens haben wir beide Freunde und Familie jeweils vor Ort. Das macht es nicht gerade einfacher und wohl erst recht nicht, falls wir irgendwann Kinder bekommen/adoptieren wollen. Ich bekomme es gerade in meiner Familie mit, wenn die Großeltern die Enkel kaum sehen, weil sie gerade einmal 300km entfernt wohnen. Das ist für alle Seiten schade und erschwert auch die gegenseitige Unterstützung und Teilhabe. Wenn beide Familien 3000km voneinander entfernt leben, gibt es keine wirklich “goldene Mitte”. Und dann ist da natürlich noch die Frage, inwiefern man es schafft, in einem unbekannten Land, einen neuen Freundeskreis aufzubauen, denn die langjährigen Freunde, die gerade so wichtig sind, kann man oft nicht mitnehmen. Und da tut Telekommunikation schon mal gut, aber ist eben nicht das Gleiche. Mein Freundeskreis hat die Angewohnheit, sich seit der Schule in alle Richtungen zu zerstreuen und irgendwie finden wir immer wieder zueinander – weil wir es so wollen.

    Fragen über Fragen, auf die ich momentan aber auch noch keine Antwort habe, weil ich noch nicht in der Situation bin. Deshalb mache ich mir da auch noch gar nicht so viele Gedanken und warte mal ab, was so kommt. (Auch, wenn sich das nach diesem langen Absatz vielleicht etwas anders anfühlt.)

    Liebe Grüße,
    Philipp

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